31. Ostseepokal 2024 – Ein höllischer Ritt auf der Ostsee
Schon früh am Morgen glitzerte die Warnow unter der strahlenden Sonne, während ein kräftiger Wind von bis zu 7 Beaufort draußen auf der Ostsee und Wellen von bis zu einem Meter angesagt waren. Die Bedingungen waren herausfordernd, aber für unsere Crew an Bord des Kutters ZK10 „Matjes“ war dies genau die richtige Gelegenheit, um sich zu beweisen. Die Konkurrenz war wie gewohnt sehr stark und wir wussten, dass wir alles geben mussten, um in diesem Feld zu bestehen.
Am Morgen gegen 8:30 wurden wir die Warnow hochgeschleppt, um den Startpunkt der Regatta vor der Mittelmole zu erreichen. Insgesamt 23 Kutter waren gemeldet. Der Startschuss fiel gegen 10:30 Uhr und von da an begann ein Tag voller Anspannung, Herausforderungen und Adrenalin.
Ein holpriger Start und die Kreuz nach Heiligendamm
Der Start verlief für uns nicht optimal. Wir fanden uns im hinter drittel wieder und hatten mit dem „zersegelten“ Wind der vorausfahrenden Boote zu kämpfen, was uns merklich verlangsamte. Doch unsere Entschlossenheit war ungebrochen. Während der Kreuz zur 1. Wendemarke, bekamen wir schon heftig eins auf die Mütze. Die Welle lief kurz und ließ unseren Kutter springen wie einen wildgewordenen Zossen. Es war ein wahrer Höllenritt, bei dem die gesamte Crew gefordert war, das Boot auf Kurs zu halten. Jedes Manöver war entscheidend und die Anstrengung war in den Gesichtern der Crew deutlich zu sehen. Doch trotz der extremen Bedingungen konnten wir uns auf dieser herausfordernden Strecke nach vorne kämpfen und mehrere Boote überholen.
Vorwindkurs nach der Wendemarke
Nachdem wir die Wendemarke bei Heiligendamm erreicht hatten, kam der nächste entscheidende Moment: das Setzen des Spinnakers. “Klar bei Spinnaker“ posaunte Peter von achtern. Hoch konzentriert, zwar leicht misstrauisch der schwarzen Front am Himmel gegenüberstehend, zogen wir das Bunte Tuch.
Der Wind erfasste die Segel perfekt und Matjes kam ins Gleiten. Der Rumpf surfte auf der mittlerweile länger gewordenen Welle, als wir eine Geschwindigkeit von beeindruckenden 12,4 Knoten in der Spitze erreichten. Es war ein Moment puren Adrenalins und unser Matjes wurde merklich nervöser aber die gesamte Crew war hochkonzentriert.
Spannung auf dem Spinnakerkurs
Mit Rasmus im Rücken jagten wir die Ostsee entlang, und es gelang uns, ein weiteres Boot zu überholen, das sich jedoch heftig wehrte. Es kam zu intensiven Luvkämpfen, bei denen jede Sekunde zählte. Trotz der extremen Anstrengung hielt die Crew perfekt zusammen und konnte ihre Position erfolgreich verteidigen.
Aufgaben und technische Probleme
Die extremen Bedingungen forderten ihren Tribut. Drei Schiffe mussten aufgrund von Seekrankheit aufgeben – ein klares Zeichen dafür, wie fordernd die Regatta war. Ein weiteres Schiff erlitt Probleme mit dem Vorstag und konnte das Rennen ebenfalls nicht beenden. Die Ostsee zeigte sich von ihrer gnadenlosen Seite, und nur die härtesten blieben im Rennen.
Der Zieleinlauf und die unerwartete Wende
Nach einem intensiven Wettkampf, in dem wir all unsere Kräfte mobilisiert hatten, überquerten wir schließlich als 11. die Ziellinie. Die Erschöpfung war groß, aber auch der Stolz darüber, dass wir uns gegen die harten Bedingungen und die starke Konkurrenz behauptet hatten. Doch der Tag war noch nicht zu Ende. Der Zieleinlauf war gleichzeitig der Start für die inoffizielle zweite Regatta, der MAN Pokal. Es ging weiter unter Spi Richtung SSVR in Gelsdorf.
Noch einmal mobilisierten wir unsere Kräfte. Trotz der bereits erlebten Strapazen gaben wir alles und segelten weiter vorwind mit höchster Konzentration Richtung Verein. Die Crew arbeitete weiterhin harmonisch zusammen, und wir konnten letztendlich in diesem Rennen einen beeindruckenden 2. Platz erringen.
Ein anstrengender aber erfolgreicher Tag
Der Ostseepokal 2024 wird uns allen in Erinnerung bleiben als ein Tag, der uns alles abverlangte – körperlich und mental. Die Bedingungen machten die Regatta zu einem wahren Höllenritt, doch am Ende konnten wir uns stolz als eine der Crews feiern, die es ins Ziel geschafft haben. Besonders der unerwartete Erfolg im MAN Pokal, der uns auf den 2. Platz brachte, rundete den Tag auf die bestmögliche Weise ab. Es war ein Beweis für den starken Teamgeist und die unermüdliche Entschlossenheit unserer Crew, die auch in den härtesten Momenten nicht aufgab.
Matthias Kowalski und Peter Fleischmann